„Neunzehn Märchen der Gebrüder Grimm nach der ursprünglichen Initiationsstruktur neu erzählt: Symbolische Motive von Sterben und Wiedergeburt sowie Einweihung in Liebe und Sexualität …“ – Darunter Rotkäppchen, Eisenhans, Schneewittchen, Krummer Lutz, Rapunzel – alte europäische Volksmärchen, deren Ursprung Ursula Seghezzi in der Jungsteinzeit vermutet. Die Ethnologin und Visionssuchebegleiterin erzählt sie in ihrem Buch so feinsinnig und tief neu, dass ich eine Gänsehaut und Erkenntnis nach der anderen hatte. Fast drei Jahre lang habe ich mich Seite für Seite, Märchen für Märchen tiefer durch das Land der Seele getastet. Ich brauchte wohl diese Zeit beim Lesen, weil ich mich selbst auf einer ähnlichen Reise befand (und befinde?) wie die Protagonistin der Gegenwart, deren Geschichte sich zwischen den Märchen fortspinnt und mit ihnen verwoben ist. So gingen wir miteinander Schritt für Schritt tiefer in die Geheimnisse des Lebens und der Menschheitsgeschichte hinein.
„Auf ihrer Suche nach Erkenntnis gelangt eine junge Frau in den Wald. Dort trifft sie Bärenfrau, die sie Mär um Märchen in die Menschheitsgeschichte einführt. In der Märchensymbolik stecken die ursprünglich polygame Lebensweise und die Naturverbundenheit der frühen europäischen Vorfahren. Bärenfrau erklärt, warum die Märchen im Laufe der Geschichte immer mehr Gewalt enthalten und gleichzeitig zu Kindermärchen verniedlicht wurden. Sie erzählt ursprüngliche Initiationsgeschichten aus einer tiefen Naturverbundenheit heraus, verlässt dabei das Terrain herrschaftlicher Trennung in Gut und Böse und erschafft mit den Bildern aus dem Land der Seele eine neue, seelisch verbundenere Wirklichkeit.
Mit ihren neugefassten Hausmärchen vermittelt die Autorin eine lebendige Erzähltradition, die – wie auch die Gebrüder Grimm in jeder ihrer veränderten Ausgaben – die Weisheit der Märchen im Sinne ihres Zeitgeistes neu erweckt: Heilsam, berührend, stärkend und zur vollen Entfaltung des eigenen Potenzials herausfordernd.“
Die Bärenfrau
Eine kleine Entdeckung zum Namen der Autorin, die ich mit euch teilen mag: Das lateinische Wort „ursus“ („der Bär“) wurde einst mit der weiblichen Verkleinerungsform „-ula“ zum Vorname Ursula – kleine Bärin.
Rotkäppchen in meiner Märchenstunde
Für mich ist „Im Land der Seele“ ein großer Schatz. Eines jener Bücher, die mich ein Leben lang begleiten werden. Kennst du dieses besondere Märchenbuch schon?
Bei meiner Märchenstunde 2023 habe ich daraus den Anfang und „Rotkäppchen auf Wolfsreise“ vorgelesen: